KI und Leichte Sprache – Chancen, Grenzen und Zukunftsperspektiven
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Übersetzung von Texten in Leichte Sprache ist ein spannendes, aber zugleich herausforderndes Feld. Während KI-gestützte Lösungen vielversprechende Ansätze liefern, zeigt die Praxis, dass sie derzeit noch nicht an die Qualität menschlicher Übersetzerinnen und Übersetzer heranreichen.
Die Bundesüberwachungsstelle für Barrierefreie Informationstechnik hat kürzlich eine fachliche Einschätzung zu KI-Übersetzungstools für Leichte Sprache veröffentlicht. Diese deckt sich in vielen Punkten mit meinen eigenen Erfahrungen aus der Entwicklung des Tools leichte-sprache.io, das automatisierte Übersetzungen in Leichte Sprache ermöglichte. Obwohl das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde, lieferte es wertvolle Erkenntnisse über die aktuellen technischen Möglichkeiten und deren Grenzen.
KI und Leichte Sprache – Wo liegen die Herausforderungen?
Leichte Sprache ist nicht einfach nur eine vereinfachte Version von Standardsprache. Sie erfordert eine klare Struktur, eine durchdachte Reduktion komplexer Inhalte und eine gezielte Anpassung an die Bedürfnisse der Zielgruppe. Hier stoßen KI-Übersetzungstools schnell an ihre Grenzen:
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Strukturierung und Kontextverständnis: KI kann einzelne Sätze kürzen, aber sie versteht nicht automatisch, welche Informationen für die Zielgruppe besonders wichtig sind oder welche zusätzlichen Erklärungen benötigt werden.
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Inhaltsreduktion: Komplexe Sachverhalte auf das Wesentliche zu reduzieren ist ein kreativer Prozess, den KI bisher nur bedingt beherrscht.
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Zielgruppenspezifische Anpassungen: Maschinen erkennen nicht intuitiv, welche Begriffe schwierig sein könnten oder welche Alternativen besser geeignet wären. Hier sind umfangreiche Trainingsdaten und Regelwerke nötig, um die Qualität der Übersetzungen zu verbessern.
KI als Unterstützung – aber kein Ersatz für Menschen
Die Einschätzung der Überwachungsstelle bestätigt: KI kann Übersetzerinnen und Übersetzer unterstützen, aber sie kann sie nicht ersetzen. Gerade bei sensiblen Inhalten ist eine manuelle Überprüfung unverzichtbar. Dennoch bleibt die Frage: Wie können wir KI sinnvoll nutzen, um den wachsenden Bedarf an Texten in Leichter Sprache zu decken?
Langfristig wird es darauf ankommen, hybride Ansätze zu entwickeln. KI kann erste Entwürfe liefern, die dann von Fachkräften überarbeitet werden. Dies könnte eine effiziente Lösung sein, um schnell verständliche Inhalte bereitzustellen – zum Beispiel für aktuelle Nachrichten oder behördliche Informationen.
Fazit: Zukunft mit Potenzial
Die Idee, Leichte Sprache auf Knopfdruck zu erzeugen, ist reizvoll, aber mit den heutigen technologischen Möglichkeiten noch nicht vollständig realisierbar. Dennoch bietet KI großes Potenzial als unterstützendes Werkzeug. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, wie sich die Technologie weiterentwickelt und wie sie in Kombination mit menschlicher Expertise für eine bessere Barrierefreiheit genutzt werden kann.
Bis dahin bleibt klar: Wer wirklich barrierefreie Inhalte in Leichter Sprache schaffen will, kommt an der menschlichen Überprüfung nicht vorbei. Doch mit intelligenten Assistenzsystemen könnte der Prozess in Zukunft deutlich effizienter gestaltet werden.