BITV-Test – Barriere-Check Pro überarbeitet
anatom5 ist seit Mitte 2017 offizielle Prüfstelle im BITV-Test Prüfverbund des sogenannten BIK-Tests. Seit Jahren betreibt anatom5 als Agentur mit dem sogenannten Barriere-Check Pro auch ein eigenes Testverfahren. Macht das Sinn und wo ist überhaupt der Unterschied? Stehen der "offizielle" BITV-Test un der Barriere-Check Pro vielleicht sogar in Konkurrenz zueinander?
BITV-Test versus Test auf Barrierefreiheit
Mitte 2017 wurde das Prüfverfahren von anatom5, der Barriere-Check Pro, vollständig überarbeitet und aktualisiert. Wer sich mit den WCAG, dem Fundament der BITV, auskennt, weiß, dass die Überarbeitung und Aktualisierung eines Prüfverfahrens eine Mammutaufgabe ist. Der Entscheidung zu diesem Schritt ist also die Frage nach Sinnhaftigkeit und eigener Positionierung vorausgegangen. Denn die Frage, die sich anatom5 auch stellen musste war, ob eine Entscheidung für den Barriere-Check Pro nicht zwangsläufig ein Entscheidung gegen den offiziellen BIK-Test (BITV-Test) bedeuten würde. Und die Antwort lautet: definitiv nein. Der BITV-Test ist ein reiner Richtlinientest. Der Barriere-Check Pro testet auf Barrierefreiheit. Der BITV-Test kann qua Definition nur Verstöße gegen die zugrunde liegenden WCAG-Richtlinien bewerten. Der Barriere-Check Pro tut das nicht. Wenn eine reale Barriere existiert, dann wird diese vom Barriere-Check Pro auch dokumentiert. Beim BITV-Test hingegen nur, wenn es dazu auch eine Richtlinie gibt. Ohne Richtlinie keine Barriere – so funktioniert der BITV-Test. Und das ist auch gut so, denn der BITV-Test soll ja letztendlich Kontrollinstanz für BITV-Konformität sein.
Wann BITV-Test? Wann Barriere-Check Pro?
Wir testen Ihre webbasierte Seite oder Anwendung auf Barrierefreiheit, so viel ist klar. Aber wann empfehlen wir den BITV-Test von BIK und wann den Barriere-Check Pro? Ganz einfach: wenn ein abschließender BITV-Test zur Dokumentation der erreichten Barrierefreiheit gewünscht oder angezeigt ist, dann macht nur ein BIK-Test (BITV-Test) Sinn. Denn bei einer Erreichung von 90 oder mehr Punkten kann das Ergebnis auf Wunsch in die Liste 90plus (ehemals 95plus) aufgenommen werden. Das entspricht in gewisser Weise einem Zertifikat. Und auch auf der getesteten Seite kann mit dem Siegel "Liste 90plus" geworben werden – ein großer Vorteil des in Deutschland bekannten Siegels für Barrierefreiheit. Ein solches Siegel oder Zertifikat für Barrierefreiheit bietet der Barriere-Check Pro nicht. Der Barriere-Check Pro macht immer dann Sinn, wenn es um Barrierefreiheit geht, die sich nicht nur strikt im engen Rahmen der BITV-Richtlinien bewegt. Häufig wird zur Dokumentation der erreichten Barrierefreiheit auch der BIK-Test (BITV-Test) gefordert – beispielsweise in Ausschreibungen. Auch dann macht nichts anderes Sinn. Auch dann würde anatom5 den BITV-Test von BIK durchführen. Dafür ist anatom5 offizielle Prüfstelle.
Barriere-Check Pro – ein umfassender Test auf Barrierefreiheit.
Der Barriere-Check Pro ist ein Barrierefreiheitstest, kein Richtlinientest. Die BITV-Richtlinien und die WCAG-Richtlinien beinhalten nämlich explizit keine Prüfpunkte, die Barrieren für alle Menschen darstellen würden. Beispiel: wenn eine Internetseite eine Downloadgröße von 40 Megabyte hat, dann ist das keine Barriere (oder besser gesagt kein Verstoß gegen die Richtlinien) im Sinne der BITV. In ihrer Einleitung zur Erläuterung der Techniken liefert das W3C die Erläuterung dazu: "Es gibt viele grundsätzliche Usability-Richtlinien die Content für alle Menschen besser nutzbar machen, inklusive Menschen mit Behinderung. Wie dem auch sei, in den WCAG 2.0 werden nur solche Richtlinien aufgenommen, die explizit Probleme von Menschen mit Behinderung adressieren". Übersetzt heißt das: Eine Seite in 40 Megabyte Downloadgröße, ohne JavaScript-Fallback, mit Browser-Rückwärtskompatibilität bis IE11 (und ohne mobile Optimierung), mit Frame- und Tabellen-Layout, teilweise kaputt komprimierten, grafischen Textinhalten, ist selbst mit einer 5 Pixel kleinen, kursiven Versalschrift in Sütterlin mit 5000 grafischen Icon-Fonts-Links (zu Seiten ohne Inhalt) und fast unsichtbarem Default Tastaturfokus nach BITV de facto barrierefrei, weil es dafür keine Prüfschritte gibt. Manche Experten verweisen bei solchen Barrieren auf verwandte Disziplinen, wie Usability und Performance. Allerdings wird dabei außer Acht gelassen, dass die genannten Probleme für Otto-Normal-User in der Regel lediglich lästig sind. für manche Menschen mit Behinderung führen solche Probleme aber gegebenenfalls zu massiven Barrieren. Und hier unterscheidet sich der Barriere-Check Pro elementar vom BITV-Test und auch vom WCAG Kriterienkatalog. Lesbare Schriftarten, ein gut sichtbarer Fokus, Skip-Links oder target="_blank" sind im Barriere-Check Pro nicht einfach nur Empfehlungen (wie bei den WCAG). Der Barriere-Check Pro bezieht Best-Practice (und Bad-Practice) mit ein und berücksichtigt diese auch bei der Bewertung der Barrierefreiheit. Eine BITV-Richtlinie braucht es dafür nicht. Natürlich beinhaltet der Barriere-Check Pro auch alle BITV- und WCAG-Prüfschritte – aber eben nicht nur. Im Gegenteil, er geht weit darüber hinaus.
Entwicklungsbegleitender Test
Den BITV-Test von BIK gibt es auch als entwicklungsbegleitenden Test. Das kommt dem Barriere-Check Pro schon recht nahe. Allerdings orientiert sich auch der entwicklungsbegleitende BITV-Test von BIK ebenfalls strikt an den BITV/WCAG-Richtlinien. Als weit reichenden Test auf Barrierefreiheit empfehlen wir daher den von uns entwickelten, umfassenden Barriere-Check Pro. Wobei wir als BIK-Prüfstelle beides anbieten können. Sprechen Sie uns einfach an.